Wir haben ein Zuhause gefunden
Umfrage im Kinderhaus Berlin-Mitte
Im März 2011 sind Kinder und Jugendliche des Kinderhauses Berlin-Mitte e.V. zum ersten Mal über ihr Leben im Kinderhaus befragt worden. Von den zum Zeitpunkt der Befragung 50 im Kinderhaus lebenden Kindern und Jugendlichen haben 40 an der Umfrage teilgenommen. Diese Kinder wohnen in acht Gruppen mit jeweils 5 bis 9 Kindern und Jugendlichen. Zwei Gruppen befinden sich im Haupthaus in Berlin-Mitte. Die anderen Gruppen leben in großen Wohnungen in Mitte, Moabit, Wedding, Lichtenberg und Karow. Allen an der Umfrage Beteiligten im Alter von 6 bis 17 Jahre sind drei Fragen gestellt worden. Die Antworten werden anonym wiedergegeben.
Auf die erste Frage, was ihnen im Kinderhaus gefällt, freuen sich die meisten, dass sie ein Zuhause gefunden haben, dass es solche Einrichtungen wie das Kinderhaus gibt, dass sie mit den Erziehern klar kommen, dass sie mit anderen Kindern zusammen sind und spielen können, dass sie Ausflüge und andere schöne Sachen unternehmen wie Reisen, Kino, Sport, dass sie viele schöne Angebote vom Laughing Hearts e. V. nutzen können, dass sie Kontakt zu ihren Familien haben, dass im Kinderhaus nicht so viel „gezickt“ und gemeckert wird wie Zuhause, dass sie Abstand zu ihrem Zuhause haben, dass sie Taschengeld bekommen, dass sie gut versorgt werden und dass das Essen gut schmeckt. Die zweite Frage beinhaltet das Wohnen in der Gruppe. Erfragt wurde, was ihnen gefällt und was nicht. Die Antworten unterscheiden sich je nach Gruppe. Den meisten gefällt, dass die Betreuerinnen und Betreuer nett, locker und nicht so streng sind, dass sie liebevoll und höflich mit uns umgehen, dass sie ein eigenes Zimmer haben, dieses schön ist und in einigen Gruppen selbst gestaltet werden darf; dass die anderen Mitbewohner nett sind, dass sie respektvoll miteinander umgehen, dass die Atmosphäre familiär ist, dass sie lernen, sich in einer großen Gruppe zurechtzufinden und Rücksicht zu nehmen, was manchmal leichter und manchmal schwerer ist; dass sie nicht unterdrückt werden, dass sie Dinge machen können, die sie Zuhause nicht dürfen wie am Computer arbeiten oder gleichaltrige Freunde mitbringen; dass sie sich untereinander nicht so viel streiten, dass die Privatatmosphäre geschützt wird, dass die Geschwister meistens mit in der Gruppe wohnen und in einigen Gruppen Haustiere erlaubt sind.
Auf die Frage, was ihnen nicht gefällt, gibt es je nach Gruppe unterschiedliche Antworten. Häufige Antworten waren, dass der Betreuer/die Betreuerin manchmal gestresst ist und dass er manchmal nicht zuhört und seine schlechte Laune an den Kindern auslässt; dass die Erzieher manchmal zu streng sind, dass es zu viele Regeln gibt und dass man am Tag nur 30 Minuten am Computer sein darf. Darüber hinaus wurden einzeln genannt, dass manche Mitbewohner stressig oder nervig sind und ausrasten, dass die Praktikanten nur kurz da sind und sie sich immer wieder an neue gewöhnen müssen; dass in einigen Gruppen keine Haustiere und Handys erst abends erlaubt sind, dass der Strom hin und wieder ausfällt und der TV-Empfang schlecht ist; dass der Altersunterschied in einigen Gruppe zu groß und dass der Kleinbus einer Wohngruppe nicht innenstadttauglich ist.
Auf die dritte Frage, was sie vermissen, sind alle Antworten gleich: ihre Familie, ihre Eltern und Geschwister, ihre Mama oder ihren Papa, die Schwester, die Oma, die Großeltern, ein Haustier (sehr viele), ein Haus mit Garten und einen neuen Kleinbus.
Bärbel Petersen